Stimmtyp „rein“

 

Die für jede Tonleiter charakteristische Tonintervall-Verteilung ist besonders leicht zu erkennen an der "Kennlinie 2". Außerdem wird durch den direkten Vergleich aber auch deutlich, dass einige der Temperaturen mit ihrer Verteilung der Tonintervalle ähnlich sind.          Insgesamt lassen sich auf diese Weise vier Hauptgruppen durch charakteristische Merkmale voneinander unterscheiden, zwischen denen es aber auch Übergangsformen gibt.

Unabhängig davon, ob es sich um ein theoretisches, ein zu stimmendes System handelt oder um ein bereits in der Praxis vorhandenes, zum Beispiel das eines bestimmten Musikinstrumentes, ist als "Stimmtyp rein" zuammenzufassen, wenn die Tonfrequenzen von Grund- und Intervallton in möglichst kleinen Zahlenverhältnissen zueinander stehen.

Kennzeichen dieser musikalischen Stimmungen sind demnach Tonintervall-Quotienten mit kleinen Zahlen in Zähler und Nenner. Der Vergleich der Stimmungen und Temperaturen zeigt, dass sich dieses Kriterium zur Charakterisierung des "Stimmtyps rein" nur bedingt eignet: Einige Stimmungen weisen zwar in den Intervall-Quotienten ganze Zahlen auf, die aber nicht klein genannt werden können, entscheidend ist vielmehr, dass das pythagoreische Komma nicht mehr oder weniger gleichmäßig auf mehrere Quinten im Quintenzirkel verteilt ist und dadurch „Ausgleichsquinten“ notwendig werden.                                  
Auch hier soll es jedem überlassen bleiben, wieweit die Gruppenzugehörigkeit reichen soll. Die Graphik "Stimmtyp rein" mit den zum direkten Vergleich aufeinander projizierten Kennlinien ist wiederum ein Vorschlag (Stimmungen 01, 13, 14, 24, 25, 32, 39, 40, 41, 64,  80, 81, 82, 84, 85, 90, 100 bis 108, 119).        
Für diesen Stimmtyp ist nicht nur die Anzahl der reinen Quinten das charakteristische Merkmal, sondern dass die Quinten, wenn sie in ihrer Größe differieren, sich in der Größe des Kommas unterscheiden. Dieses gilt sowohl für das pythagoreische Komma wie auch für das (um etwa 1/12 kleinere) syntonische Komma, erkennbar an den bei den Kennlinien sich bildenden (schräg aufwärts verlaufenden) Doppellinien.           
Weil in dieser Gruppe das Komma nicht mehr oder weniger gleichmäßig auf die Quinten verteilt wird, weil es also nicht zu einer Minderung von Quinten kommt, was in Anlehnung an das Lateinische mit "Temperierung" übersetzt wurde, nennt man diese auch nicht Temperaturen, sondern "Stimmungen". 

„Mit einem Blick“ ist die Zugehörigkeit zu einer sind vier Stimmtypen bzw. zu den „Untypischen“ im Vergleich der „Kennlinien“ zu erkennen:

 

Wenn in den „Kennlinien 2“ keine Ähnlichkeit

 

                       zur horizontal-gleichstufigen Linie (1),

                        

                       zur Zackenform der Mitteltönigkeit (2),

 

                       zur V-förmigen Linie der Wohltemperierung (3) oder

 

                       zu den „Sprüngen“ zwischen den Linien der quintenreinen Temperierung (4),

 

                       zu einer Sondergruppe (5) „untypisch“, solange sich nicht eine neue

                       Systematisierung als sinnvoll erweist.