T 02

 

Friedrich Wilhelm Marpurg:

Neue Methode allerley Arten von Temperaturen ... aufs bequemste mitzutheilen, 1790

"Zweyte Temperatur, welche aus 10 reinen und 2 alterirten Quinten besteht. Die beyden alterirten Quinten sind e:h von 2/12 und b:f von 10/12 des pythagoreischen Kommas." (Seite 22)

Bei allen zwölf von Marpurg beschriebenen musikalischen Temperaturen geschieht die Verteilung des pythagoreischen Kommas auf verschiedene Quinten im Quintenzirkel auf der Basis der Zwölfteilung dieses Komma-Intervalles, für diese Temperatur wird es im Verhältnis 1 zu 5 auf die beiden Quinten e-h und b-f im Quintenzirkels aufgeteilt, die zehn weiteren der zwölf Quinten des Zirkels bleiben rein.

Die Lage der um 5/6 des pK verkleinerten Quinte b-f macht diese Intervallverteilung ähnlich der "Pythagoreischen Stimmung, Quintkette f-ais" (siehe T 105), wenn die um das restliche Kommasechstel verminderte Quinte e-h als unwesentliche Beeinträchtigung der sonst quintenreinen Kette von f bis b angesehen wird.

 

Marpurg nennt sowohl die genaue Verteilung des pythagoreischen Kommas wie auch die genaue Lage der Tonstufen in der chromatischen Reihenfolge durch Nennung der Tonlogarithmen nach der Beschreibung von zwei Stimm-Verfahren:

 

"Nach der mechanischen Methode ist der Stimmungsproceß folgender: Man stimmet auf einem Proberegister die 5 Quinten b:f, f:c, c:g, g:d und d:a + die geyden großen Terzen a:cis und des:f. Man träget den ersten Ton b und den letzten f auf das Hauptregister, und stimmet auf selbigem von b an die 5 Quarten b:es, es:as, gis:cis, cis:fis und fis:h, von f an die 5 Quinten f:c, c:g, g:d, d:a und a:e.

 

Nach der anderen Methode zähle man zuvörderst von dem tiefsten Tone e der proponirten Quinte e:h an so viele Quarten weniger eine zurück, als viele Zwölftheile das h gegen e schweben soll, und also die Quarte e:a. Nach dieser Vorbereitung, wodurch man den Grundton a der zu konstruirenden gleichschwebenden Temperatur gefunden, errichte man solche auf dem Proberegister zwischen A und a, und suche den höchsten Ton h von der Quinte e:h; als: a:cis, cis:eis, f:a, und f:as, gis:h, h:d und d:f. Die Töne a und h werden auf das Hauptregister getragen, und auf selbigem rein gestimmet von a an die vier Quarten a:d, d:g, g:c und c:f, von h an die 5 Quinten h:fis, fis:cis, cis:gis, as:es und es:b ... Wir führen alles auf die Oktave C:c zurück, und in selbiger sind die Logarithmen von der gegenwärtigen Temperatur, wie folget:"

                                 gegebene Tonlogarithmen, dazu die umgerechneten Cent-Zahlen:

 

                                        c    =   5.0000000              1200.000  Cent

                                        h    =   5.0236143              1105.865  Cent

                                        b    =   5.0462483              1015.640  Cent

                                        a    =   5.0737860               905.865  Cent

                                       gis   =   5.0974007               811.730  Cent

                                        g    =   5.1249387               701.955  Cent

                                       fis   =   5.1485532               607.820  Cent

                                        f    =   5.1760913               498.045  Cent

                                        e    =   5.1987248               407.820  Cent

                                       dis   =   5.2223395               313.685  Cent

                                        d    =   5.2498774               203.910  Cent

                                       cis   =   5.2734920               109.775  Cent

                                        C    =   5.3010300                 0.000  Cent