T 39

Reine  Stimmung

Hans Joachim Schugk beschreibt, wie aus Monochordversuchen acht Töne der Oktave herzuleiten sind und fährt fort (Seite 21): „Die Halbtöne erschweren den ganzen Sachverhalt erheblich; denn der Einsatz von  b- und  #-Tomarten bringt nicht nur unangenehme Brüche, sondern die Forderung nach einem Instrument hervor, was praktisch unspielbar ist. Das Ergebnis lautet:  
1/1 – 25/24;16/15 – 9/8 – 75/64;6/5 – 5/4 – 4/3 – 45/32;64/45 – 3/2 – 25/16;8/5 – 5/3 – 225/128;9/5 – 15/8 – 2/1
Wir haben somit ein Bezugssystem ... ,wenn wir an diesem die Güte unserer Stimmungen in einzelnen Tonlagen messen“ (Seite 36)

Die drei Quinten d-a, fis-cis und b-f sind je um den Betrag des syntonischen Kommas verkleinert, der für den Zirkelschluss notwendige Ausgleich wird mit der Vergrößerung der Quinte cis-as um den Betrag der kleinen Diesis (128/125) erreicht.

Wie bei den Temperaturen „Die Brüche nach Mersenne“ (siehe T 85) und „Diatonische Skala mit chromatischer Ergänzung“ (siehe T 32) und „Eine Version der Reinen Stimmung“ (siehe T 81) werden auch hier diese vier Tonintervalle zum Aufbau der Tonleiter benutzt:

                                großes Limma  -   27/25   -  133.238 cent
                        diatonischer Halbton  -   16/15   -  111.731 cent
                                  gr. Chroma  -  135/128  -   92.179 cent
                       chromatischer Halbton  -   25/24   -   70.675 cent

Die Halbtonschritte der chromatischen Tonleiter:  --  Die Quintenverminderungen im Quintenzirkel:

    15/8   x  16/15   =   2/1     (c)              4/3   x  3/2            :  2 =  1/1   (c)
     9/5   x  25/24   =  15/8     (h)              9/5   x  3/2  :  81/80  :  2 =  4/3   (f)
     5/3   x  27/25   =   9/5     (b)              6/5   x  3/2                 =  9/5   (b)
     8/5   x  25/24   =   5/3     (a)              8/5   x  3/2            :  2 =  6/5   (es)
     3/2   x  16/15   =   8/5    (as)             25/24  x  3/2  x 128/125      =  8/5   (as)
    45/32  x  16/15   =   3/2     (g)             45/32  x  3/2  :  81/80  :  2 = 25/24 (cis)
     4/3   x 135/128  =  45/32  (fis)             15/8   x  3/2            :  2 = 45/32 (fis)
     5/4   x  16/15   =   4/3     (f)              5/4   x  3/2                 = 15/8   (h)
     6/5   x  25/24   =   5/4     (e)              5/3   x  3/2            :  2 =  5/4   (e)
     9/8   x  16/15   =   6/5    (es)              9/8   x  3/2  :  81/80       =  5/3   (a)
    25/24  x  27/25   =   9/8     (d)              3/2   x  3/2            :  2 =  9/8   (d)
     1/1   x  25/24   =  25/24  (cis)              1/1   x  3/2                 =  3/2   (g)

Zum Aufbau des Tonstufen-Systems werden bei „reinen Temperaturen“ in der Folge des Quintenzirkels 3/2-Quinten benutzt, vermindert sind bei Mersenne außer der Quinte d-a die Quinten h-fis und es-b jeweils um ein syntonisches Komma (81/80 # 21.506 cent), vergrößert bleibt zur Schließung des Quintenzirkels die cis-as-Quinte um eine "kleine Diesis" (128/125 bzw. 41.058 cent):

Bei Modulationen sind um den Betrag des syntonischen Kommas vermindert die drei Quinten d-a, fis-cis und b-f, wie bei Mersenne ist die Quinte cis-as um das Intervall der kleinen Diesis verkleinert. Bei dieser Temperatur sind jedoch die Tonstufen „kleine Terz“ in der Tonart B-Dur und die Tonstufe „kleine Septime“ in den Tonarten Dis-/Es-Dur bzw. g-moll mit 62.564 Cent um etwa 2/3 eines gleichtongroßen Halbton-Intervalls zu groß, siehe „Figur 2“ und zugehörige Tabelle.