T 67

Gabler – Orgel  in  Weingarten,  1750

Wolfgang Theodor Meister: Die Orgelstimmung in Italien und Süddeutschland, 1991

"Bedeutendes Beispiel für (die Verkleinerung von elf Quinten um verschiedene Beträge, wobei die Wolfsquinte in abgemilderter Form erhalten blieb) ist die möglicherweise originale Stimmung der Gabler-Orgel in Weingarten." In einer Fußnote wird zitiert: "Diese probeweise wiederherbestellte Originaltemperierung wurde von der Expertenkommission anhand Bach´scher Orgelmusik gehörsmäßig überprüft und als inakzeptabel empfunden. So mußte denn die Gablersche Kurve noch etwas ausgeglättet werden, jedoch ohne ihre Charakteristik völlig einzuebnen." (Jakob, Weingarten, 1986, S.77,78) (Seite 61)

Dazu Meister (Seite 62): "Daß dies doch geschah, beweisen die Werte der neuen Temperatur."
Seite 118: Tabelle >Offene unregelmäßige Systeme / Gabler-Orgel in Weingarten von 1750< mit ganzzahligen Centzahlen für alle zwölf Tonstufen. Das pythagoreische Komma ist um 1/4 auf 3/4 pK "abgemildert"; diese Tabelle zeigt offensichtlich die Werte der originalen Stimmung der Gabler-Orgel.

Zum besseren Vergleich der Skala mit den übrigen in dieser Studie ist dieser Skala die Verteilung des pythagoreischen Kommas zugeordnet worden. In diesem Zusammenhang sind die Zahlen erweitert, wobei darauf geachtet wurde, dass dabei die Kommateilung übersichtlich blieb. Für die zwölf im Quintenzirkel aufeinander folgenden Quinten folgt daraus:

 

  Quinte    gegebene,    erweiterte Zahlen     -  reine Quinte  -     Kommateil

 

  f – c      699    +   0.0225  =  699.0225  =   701.9550      2.9325 ( 1/8 pK)

  b – f      698    +   0.0450  =  698.0450  =   701.9550      3.9100 ( 1/6 pK)

 es – b      698    +   0.0450  =  698.0450  =   701.9550      3.9100 ( 1/6 pK)

gis – es     720       0.4500  =  719.5500  =   701.9550   + 17.59500 ( 3/4 pK)

cis – gis    700   +/–    0.0   =  700.0000  =   701.9550      1.9550 (1/12 pK)

fis – cis    697    +   0.0675  =  697.0675  =   701.9550      4.8875 (5/24 pK)

  h – fis    700   +/–    0.0   =  700.0000  =   701.9550      1.9550 (1/12 pK)

  e – h      697    +   0.0675  =  697,0675  =   701.9550      4.8875 (5/24 pK)

  a – e      698    +   0.0450  =  698,0450  =   701.9550      3.9100 ( 1/6 pK)

  d – a      698    +   0.0450  =  698,0450  =   701.9550      3.9100 ( 1/6 pK)

  g – d      697    +   0.0675  =  697,0675  =   701.9550      4.8875 (5/24 pK)

  c – g      698    +   0.0450  =  698,0450  =   701.9550      3.9100 ( 1/6 pK)

 

Die Lage der Tonstufen und die Tonintervalle sind am gestimmten Instrument ermittelt, sie sind nicht allein durch theoretische Konstruktionen bestimmt. Alle Quinten sind gemindert, wenn auch jede um einen anderen Betrag, mit der über 17 cent (3/4 pK) überschwebenden Ausgleichsquinte gis-es ist diese Temperatur mit ihrer Intervallverteilung der mitteltönigen Silbermann-Stimmung (siehe T 63) vergleichbar.

Eine „Stimmung der Gabler-Orgel in Weingarten nach der Restaurierung 1983“ ist von Tessmer beschrieben worden (siehe T 97), deren Intervallverteilung im Bereich fis-cis-gis-es mit wenig überschwebenden Quinten die Mitteltönigkeit nur andeutet.

 

Franz Josef Ratte: Temperierungspraktiken im süddeutschen Orgelbau, 1990

Ratte beschreibt die Gabler-Orgel in Weingarten, 1750 nicht am Intrument gewonnenen Tonintervallen sondern mit elf gleichstark geminderten Quinten und einer Ausgleichsquinte gis-es (siehe T 53).