T 83
Silbermann – Sorge Temperatur, modifiziert
Schwarzenberg, Wegscheider: Die große
Silbermann-Orgel im Dom zu Freiberg, 1999
Christoph Schwarzenberg / Kristian Wegscheider vergleichen "Die Temperierung der Silbermann-Orgel im Dom zu Freiberg ... mit anderen Stimmungsarten“:
„Mitteltönigkeit nach Michael Praetorius, Skala
1.M“, (siehe T 60)
Großterz-Mitteltönigkeit, „Stimmung nach Silbermann/Sorge, Skala 2.S“, (siehe T 63)
1/6-pK-Mitteltönigkeit, „Mitteltönige Variante Freiberg, 1985, Skala 4.F“, (siehe T 96)
„Stimmung der Silbermann-Orgel im Freiberger Dom, 1985“ und
„die gleichmäßige Temperatur“ (siehe T 31, die
gleichstufige Temperierung)
mit der Temperierung der Silbermann-Orgel im Dom zu Freiberg und nennen mit auf
Ganze gerundeten Centzahlen für die Tonstufen, die Abweichung von der
Gleichstufigkeit (D), die Terzen (T) und die Quinten (Q) die Skala der
„Silbermann-Sorge Temperatur, modifiziert“ in der Anlage (Seite A7) unter „3.
S(ilbermann)m(odifiziert)“.
Im Text dazu heißt es auf Seite A5/A6:
"Im September 1983 wurde die Orgel probeweise nach dem Vorschlag der Orgelbauer vom 31. Oktober 1982 - >Silbermann-Sorge-Temperatur (modifiziert)< genannt - gestimmt. Dieser Vorschlag bezieht sich aif die Beschreibung, nicht auf die Tabelle der Silbermann-Temperatur durch G.A.Sorge. Der Beschreibung Sorges zufolge, dass die 11 Quinten >wo nicht alle, jedoch die meisten zuviel abwärts schweben<, wurden drei unterschiedliche Quintwerte angewandt: um 3/12, 2/12 und 1/12 pythagoreisches Komma engere Quinten (696, 698 und 700 Cent).
Die Temperierung der Silbermann-Orgel im Dom zu Freiberg
eine Quinte
(g-d)
696.090 Cent
fünf Quinten (c-g und d-a-e-h-f#) 698.045 Cent
fünf Quinten (es-b-f-c und f #-c#-g#) 700.000 Cent
eine Quinte ( g#-es)
als Orgelwolf 713.685 Cent
Die Temperierung ist zwei Jahre lang von etlichen
Organisten, Orgelsachverständigen und Orgelbauern geprüft und beobachtet
worden. Viele Organisten äußerten sich kritisch und meinten, dass in der
Literaturauswahl – besonders auch in der Wiedergabe von Orgelkompositionen
Johann Sebastian Bachs – solche durch die Temperierung bedingten
Einschränkungen nur schwerlich hingenommen werden könnten.“
Die beschriebene Temperatur hat eine um 1/2 pK = 11.730 cent vergrößerte
Ausgleichsquinte gis-es, alle anderen elf Quinten sind gemindert, die fünf
Quinten fis-cis-gis und es-b-f-c bis zur Größe der Gleichstufigkeit, die sechs
Quinten c bis fis im diatonischen Teil des Quintenzirkels über die Größe der
Gleichstufigkeit hinaus. Damit gehört diese Temperatur zum „Stimmtyp
mitteltönig“.
Manfred
Tessmer: Wie war Bachs Wohltemperirtes Clavier gestimmt?, 1994
Eine „Freiberg 1985“ genannte Stimmungsart, welche die Silbermann-Orgel im Jahre 1985 erhalten hat, ist mit ihrem Konstruktionsprinzip unter „Stimmung der Silbermann-Orgel im Freiberger Dom (1985)“ beschrieben (siehe T 96), diese ist ebenfalls "mitteltönig", wenn auch weniger stark ausgeprägt.
Im Text dazu heißt es auf Seite A5: „Im September 1983 wurde die Orgel probeweise nach dem Vorschlag der Orgelbauer vom 31. Oktober 1982 - >Silbermann-Sorge-Temperatur (modifiziert)< genannt - gestimmt. Dieser Vorschlag bezieht sich auf die Beschreibung, nicht auf die Tabelle der Silbermann-Temperatur durch G.A. Sorge. Der Beschreibung Sorges zufolge, dass die 11 Quinten >wo nicht alle, jedoch die meisten zuviel abwärts schweben<, wurden drei unterschiedliche Quintwerte angewandt: um 3/12, 2/12 und 1/12 pythagoreisches Komma engere Quinten (696, 698 und 700 Cent).“
Unerwähnt bleibt, dass es nach einer Folge von Quinten, die alle kleiner oder gleich der „gleichstufig-großen Quinte mit 700 Cent“ sind (siehe T 31), eine Ausgleichsquinte geben muss. Nach den in der Tabelle gegebenen Zahlen liegt diese hier bei die gis-es und ist 714 Cent groß (die genauen Cent-Zahlen für alle Quinten, berechnet nach der Angabe 3/12 = 1/4, 2/12 = 1/6 und 1/12 des pythagoreischen Kommas, sind im Tabellenteil dieser Studie zu finden). Im Text wird auf Seite A6 „Die Stimmungsart, welche die Silbermann-Orgel im Jahr 1985 erhalten hat, hier kurz >Freiberg 1985< genannt ...“beschrieben (siehe T 96).
Schwarzenberg/Wegscheider bringen zum Vergleich anderer Stimmungsarten mit der Temperierung der Silbermann-Orgel im Dom zu Freiberg die Skala „F 1985“ mit ganzzahligen Centwerten für die Tonstufen, außerdem für die Abweichung von der Gleichstufigkeit (D), die Terzen (T) und die Quinten (Q).
Im Text dazu heißt es auf Seite A6: "Die Stimmungsart, welche die Silbermann-Orgel im Jahr 1985 erhalten hat, hier kurz >Freiberg 1985< genannt, ist nach dem folgenden Prinzip konstruiert:
fünf Quinten |
(c-g-d und a-e-h-f#) sind um 1/6-pK vermindert), je |
698.045 Cent |
fünf Quinten |
(d-a f#-c#-g# und b-f-c) sind um 1/12-pK vermindert, je |
700.000 Cent |
eine Quinte |
(es-b) ist rein |
701.955 Cent |
eine Quinte |
(g#-d#) ist um 1/-pK erweitert |
707.820 Cent |
a.a.O: Die Stimmungsart ist seit September 1985 eine stark gemilderte Variante der Silbermann-Sorge-Stimmung ... .“
Bei Messungen von Tonfrequenzen an bestehenden Instrumenten ist davon auszugehen, dass die Ergebnisse nicht unbedingt präzise die Vorgaben aus theoretischen Temperatur-Modellen treffen. Hier aber ist es offensichtlich gelungen, exakte Angaben über die Verteilung des pythagoreischen Kommas auf die Quinten des Quintenzirkels machen zu können.
Wegen der um 1/4-pK = 5.865 cent überschwebenden Ausgleichsquinte ist diese Temperatur dem „Stimmtyp mitteltönig“ zuzuordnen, im Vergleich zur probeweise gestimmten „Silbermann-Sorge-Temperatur (modifiziert)“ vom September 1983 ist sie weniger stark mitteltönig ausgeprägt: Die Ausgleichsquinte gis-es ist um die Größe eines Viertel des pK vergrößert (halb so viel wie bei T 83).
Mit der Umstimmung des Instrumentes ist 1985 das Maß der Überschwebung in der 1983 verwendeten gis-es-Quinte und damit das charakteristisches Merkmal des „Stimmtyp mitteltönig“ deutlich gemildert worden. Darüber hinaus ist insgesamt (vergleiche die >Kennlinien 2< von T 83 und T 96) der Stimmtyp von „mitteltönig“ in Richtung „wohltemperiert“ verschoben worden, das erklärt die bessere „Spielbarkeit Bachscher Orgelmusik“.